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BP Myanmar

BP Myanmar

Auf geht es zu unserer Verabredung nach Myanmar! Trotz unseres Tempelüberdruss lassen wir uns das ehemalige Burma nicht entgehen, schließlich sind wir dort auch mit unseren Freunden Ronald und Chrissi auf ein Bier verabredet. Mit den beiden haben wir gemeinsam mit unseren Lastern schon das ein oder andere Abenteuer in Asien bestritten und nun kommt es in Yangon zu einem Wiedersehen. Das ist natürlich verlockender als wieder so ein oller Tempel.

Entschuldigung, aber das war bevor wir die Shwedagon Pagode gesehen hatten. Am Valentinstag landen wir am Flughafen Yangon, der etwas ausserhalb der größten Stadt des Landes liegt. Yangon oder auch Rangun war früher die Hauptstadt von Myanmar. Burma und Myanmar sind eigentlich zwei Varianten derselben Bezeichnung, also nicht wundern wenn ich mal die eine oder andere in diesem Bericht verwende.

Auf dem Weg vom Flughafen zu unserem Hotel in der Innenstadt fällt er uns sofort auf, der Longyi oder Wickelrock. Dies ist das traditionelle Kleidungsstück in Burma, das überwiegend von der männlichen Bevölkerung getragen wird. Auch die Schuluniform der Kinder besteht aus einem Longyi. Man muß sagen das auch Frauen ihn tragen, aber der weibliche Rock ist ein wenig anders geschnitten als der der männlichen Burmesen. Die Longyis für den Alltag sind meist aus Baumwolle gefertigt, während sie für festliche oder formelle Anlässe aus Seide, Satin oder synthetischen Stoffen bestehen. Es gibt viele unterschiedliche Muster, die Männerlongyis sind meist kariert oder haben Quer-bzw. Längsstreifen. Diese Tradition die hier von klein und groß gepflegt wird gefällt uns und der Plan ist geschmiedet, wir brauchen einen Longyi. Für uns liegt aber mehr der praktische Nutzen im Vordergrund, denn in vielen Tempeln und Pagoden müssen die Beine bedeckt sein.

Da wir bei dem Wetter natürlich immer in kurzer Hose unterwegs sind, wird der Wickelrock unser ständiger Begleiter. Doch zunächst heißt es erst mal den richtigen finden und kaufen. Wir suchen unseren Longyi Fachverkäufer auf dem Bogyoke Aung San Markt in der Innenstadt auf und können uns zunächst überhaupt nicht entscheiden, unzählige Farben, Muster und Qualitäten sind zu bestaunen. Der Verkäufer zeigt uns freundlicher Weise auch gleich wie der Rock traditionell gebunden wird, damit wir vor den Tempeln nicht dumm rumstehen und uns verwickeln. Und nun ist es klar, wir Männer tragen Rock! Auf unseren Wegen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten fällt es uns wieder auf, die vielen rot braunen Stellen auf dem Asphalt oder den Fußwegen.

Unsere erste Berührung damit hatten wir in Indien, genauer in Agra. Jeder zweite Mann hier kaut Betelnüsse. Das Betelnusskauen produziert sehr viel Speichel, die Kauer müssen deshalb ständig ausspucken und somit sind die Straßen gepflastert mit blutroten Speichelpfützen. Betel ist ein weltweit verbreitetes Suchtmittel, nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation kauen regelmäßig 600 Millionen Menschen darauf herum. Das Kauen macht süchtig und kann Mundhöhlenkrebs und viele andere Krankheiten verursachen. Man erschrickt wenn man die blutroten Münder sieht und man erkennt das aus dem mickrigen Rest Zahnfleisch ein paar rot gefärbte Zahnstümpfe hervor schauen. Das hält mich dann auch davon ab mal zu probieren.

Schon von unserem Hotelzimmer erkennen wir die riesige golden schimmernde Pagode, die sich auf einem kleinen Hügel über der Stadt erhebt. Die Shwedagon Pagode ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit und eines der wichtigsten Heiligtümer Burmas. Nach unserem zurückliegenden asiatischen Tempel-Hopping hätten wir nicht gedacht das uns eine Pagode noch mal so vom Hocker reist. Der Anstieg, vorbei an etlichen Souvenirläden und anschließend mit einer Rolltreppe bis zum östlichen Eingang war schon imposant doch was dann folgt verschlägt uns buchstäblich den Atem. Wir betreten, selbstverständlich barfuß und im neuen Longyi gehüllt, die edlen Marmorplatten der Plattform rund um die Pagode. Von hier aus erschlägt es uns fast, wie weit die Shwedagon Pagode in den Himmel hinein reicht und so sagenhaft golden glänzt. Es heißt, für die Shwedagon Pagode wurde mehr Gold verbraucht, als man in Fort Knox oder der Bank of England finden könne. Doch mit Gold ist es noch lange nicht getan.

Die Spitze der Pagode ist mit 4531 Diamanten verziert und der Größte von ihnen hat unglaubliche 72 Karat. Wir schreiten um den sagenhaften Bau herum, der irgendwann zwischen dem 6. – 10. Jahrhundert entstanden sein soll. Anfänglich soll das imposante buddhistische Gebäude lediglich 10 Meter hoch gewesen sein, doch die Pagode wurde von den wechselnden Herrschern ständig vergrößert, weiter geschmückt und ausgebaut, bis sie am Ende das Zehnfache ihrer ursprünglichen Größe hatte. Die Reinigung übernehmen hier die Gläubigen, Besen schwingend in enger Formation wird hier auch keine Rücksicht auf Besucher genommen. Man sollte schnell zur Seite springen wenn die Besenkolonne ihr Werk beginnt. An freiwilligen fehlt es nicht, irgendjemand hat Ihnen gesagt das Reinigen wäre gut für Ihr Karma. (Hier noch kurz eine Erklärung aus dem Internet: Tempel in die man hinein gehen kann sind Pagoden, Tempel in die man nicht hinein gehen kann sind Stupas.)

Wir möchten gern noch einen Einblick in das Leben der Einwohner Burmas gewinnen und entschließen uns eine Runde mit dem Circle Train zu fahren. Auf einer Länge von etwa 46 Kilometern fährt der Zug in gemächlichem Tempo und hält an unzähligen Stationen, wir haben nicht mitgezählt. Es herrscht immer ein Kommen und Gehen, junge Männer und Frauen steigen ein, um Obst, Gemüse, oder Getränke zu verkaufen, viele davon steigen an der nächsten Station schon wieder aus. Wir genießen die Fahrt in den Wagons ohne Fenster und lassen die Landschaft und das Geschehen im Zug an uns vorbei streifen. Die Zeit vergeht doch recht schnell und zurück in Yangon suchen wir uns noch ein Restaurant und planen die letzten gemeinsamen Stunden mit Ronald und Chrissi. Für uns geht es zurück nach Hause, also Indien bevor wir nach Deutschland reisen. Für die beiden geht es noch weiter durch das schöne aufregende Asien. Zu dieser Zeit war von Corona noch nichts zu hören.

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