Überschriften und Anfänge eines Blogs gehen mir eigentlich immer recht einfach von der Hand. Wie nur beginne ich diesen Reisebericht? Es ist diesmal nicht ganz einfach für uns das erlebte der letzten Tage in Worte zu fassen. Uns sind so tolle und hilfsbereite Menschen begegnet und wir haben so viel über das Altaigebirge und die Menschen lernen dürfen, was nicht mit zwei Worten erklärt ist.
Zunächst beginnt es für uns nicht so schön, bei einer Routineuntersuchung und kleinen Wartung von Maggie stelle ich fest, dass der rechte Stoßdämpfer defekt und die Befestigungsschraube abgerissen ist. Das ist zum Glück jetzt nicht so dramatisch wie es klingt, hätte ich aber vor der Mongolei schon gern gerichtet. So begeben wir uns auf die Suche nach einem Ersatzteil, was sich hier in der Bergregion als etwas schwierig herausstellt. Wir klappern einige Werkstätten ab und fragen, ob man uns das gewünschte Teil bestellen kann, schließlich haben wir auch diverse Ersatzteilnummern zur Hand. Das ist zunächst nicht von Erfolg gekrönt, sodass wir uns entschließen in die nächst größere Stadt zurückzufahren, um dort unser Glück zu versuchen. Auf dem Weg dorthin steuern wir noch eine Wasserstelle an, um unserer Vorräte und somit die Tanks zu füllen. Nachdem wir fertig sind und schon einsteigen wollen kommt ein junger Russe des Weges, wir fragen ihn voll Hoffnung ob er englisch spricht und wir haben tatsächlich Glück. Wir schildern unser kleines Problem und er versucht auch gleich mit dem Handy etwas für uns herauszufinden. Mikhail (Michael) so heißt der freundliche junge Mann, lädt uns in den Garten seines Freundes Alexander zum Tee ein. Sofort telefoniert er herum und sucht im Internet nach dem passenden Ersatzteil für uns. Nach einiger Zeit finden wir tatsächlich etwas in Novosibirsk. Welch ein Glück, das sein Kumpel gerade dort ist und am Wochenende nach Hause kommt. Kurzerhand wird Alexander angerufen und dieser steuert für uns das richtige Magazin an. So viel Hilfsbereitschaft wird uns entgegengebracht das wir nur staunen. Wir sitzen noch eine Weile zusammen und erfahren das Michael auch ein Traveller ist, vor einiger Zeit ist er mit dem Fahrrad von seiner Heimatstadt Lipezk bis an den Baikalsee gefahren, immerhin 5000 Kilometer. Er hat seinen Job als Ingenieur geschmissen und arbeitet nun im Sommer hier im Gästehaus von Alexander und macht mit den Gästen Trekkingtouren und organisiert alles während Alexanders Abwesenheit. Während wir uns kennenlernen stellen wir so viele Gemeinsamkeiten zwischen uns fest.
Wir verabreden uns mit Ihm für den nächsten Tag, denn wir müssen noch etwas Geld für die Ersatzteile transferieren und dabei soll er uns behilflich sein.
Am nächsten Morgen sammeln wir Michael ein und fahren gemeinsam nach Chemal, in die nächst größere Stadt. Gemeinsam besichtigen wir das Chemalskaya Hydro-Electric Power Station. Während unseres Spaziergangs über das, leider sehr touristische, Gelände erzählt uns Michael so einiges über das Altaigebirge, die Menschen und das Leben hier. Auch über die mystische bzw. esoterische Seite der Menschen im Altai sprechen wir und sind der Meinung, dass unsere Begegnung auch in diese Richtung einzuordnenden ist.
Am Abend beziehen wir einen Platz außerhalb der Stadt in den Bergen an einer Quelle. (Ein Tip von Mikhail) Ein fantastischer und für die Altaier wichtiger Ort, die Kühe grasen ungestört neben Maggie und nehmen auch mal ein Bad im Wasser. Die Umgebung und die Kuhglocken erinnern uns manchmal etwas an die Alpen.
Wir trinken leckeres eiskaltes Quellwasser und kühlen unser Bier in dem 5 Grad kaltem Bach. Sich Morgens im kalten Gebirgsbach zu waschen gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, kostet auch etwas Überwindung, sollte man aber unbedingt mal gemacht haben.
Viele Menschen kommen aus dem Ort oder von weiter weg um sich hier mit Trinkwasser einzudecken. Kanister, Kannen, Flaschen oder Tonnen werden gefüllt und abtransportiert. Es ist Sonntag und so ist hier recht viel Betrieb auch mit Touristen und neben der Quelle sind wir mit Maggie die nächste Attraktion. Wir werden oft angesprochen und nach unserem Ziel gefragt, nachdem die Worte Mongolei und China fallen gehen die meisten Kinnladen nach unten.
Manchmal ist die Quelle nicht gleich ersichtlich und so werden wir von einem jungen Mann danach gefragt, nach einem kurzen hin und her in russisch und englisch und der Frage woher wir sind, sagt Mikhail (Ja schon wieder einer) ach dann können wir auch deutsch miteinander reden. Wieder so eine Begegnung, von der unser Gegenüber sagt, das ist so bestimmt und unser treffen ist nicht zufällig. Von ihm erfahren wir tolle Dinge über die Wildkräuter die um uns herum wachsen und er zeigt uns dazu ein paar Beispiele. Zu unserer Überraschung beschenkt Michael uns noch mit getrockneten Kräutern für einen Tee und einem Buch über Kräuter. (In Deutsch) Da sind wir schon wieder baff von dieser Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Das kuriose oder tolle daran ist, das wir auf einer Wanderung zu einem Wasserfall einige Tage zuvor eine junge Familie gesehen haben die sich die Kräuter von der Großmutter haben erklären lassen. Da haben wir so beiläufig zueinander gesagt, das müssten wir uns auch mal aneignen.
Bevor wir unseren Kräuterexperten verabschieden, tauschen wir noch unsere Telefonnummern aus. Am Abend haben wir die Quelle wieder für uns alleine, lediglich ein paar Pferde wandern vorbei, in der ferne ruft der Kuckuck und der Duft der Pinienwälder zieht zu uns herüber.
Am Montag den 11.06 fahren wir zu unseren ehrenwerten Helfern zurück nach Katun. Michael hat schon geschrieben, dass Alexander mit den Ersatzteilen zurück ist und sie uns erwarten. Bis auf ein paar kleine Änderungen passen die neuen Dämpfer und sind recht schnell eingebaut. Wir sitzen nach getaner Arbeit mit den beiden noch beim Tee zusammen und sprechen über Alexanders Zeit bei der Armee, die er in den 80er Jahren in Deutschland verbracht hat. Er kann sich an einige Wörter Deutsch und an viele Ortschaften erinnern. Michael ist für uns fleißig am übersetzen und wir lachen viel gemeinsam. Aber auch über ernste Themen und die Weltpolitik quatschen wir. Um 15.00 Uhr müssen wir dann aber los, wir begeben uns mit Michael auf Raftingtour auf dem Katun River, der aufgrund seines Hochwassers zurzeit auch eine enorme Geschwindigkeit hat. Auch hier fungiert der gute Michael wieder als Übersetzer, als der Instruktor seine Anweisungen gibt. Einige male werden wir bei dem heftigen Wellengang ordentlich nass gespritzt. Für Raftinganfänger wie uns war es ausreichend und das warme Wetter hat uns schnell wieder getrocknet.
Es fällt uns schwer, aber so langsam wird es Zeit die Zelte hier abzubrechen, obwohl hier noch einiges in der Region zu erkunden wäre. Die beiden geben uns noch viele nützliche Tips für das südliche Altai mit auf den Weg, abseits der Touristenpfade. Außerdem beschenken Sie uns mit einem tollen Buch mit Widmung. Nach so vielen Tagen hier in der Region Katun und Chemal sind wir bekannt wir bunte Hunde, und auf der Straße werden wir schon begrüßt.
Alexander und Mikhail winken uns zum Abschied hinterher.